Vier neue, zentrale Funktionen in der modernen Personalentwicklung

Last updated on September 6th, 2024 at 09:13 am

Ausgangssituation

Die digitale Transformation betrifft das ganze Unternehmen und damit auch die Personalentwicklung. Es werden neue und erweiterte Erwartungen an die Personalentwicklung gerichtet, auf die sie sich organisatorisch einstellen muss. 

Gestiegene Erwartungen an die Personalentwicklung

Die Personalentwicklung muss agiler und flexibler arbeiten

Die Abteilung Personalentwicklung muss die abteilungsinterne Zusammenarbeit so gestalten, dass Sie immer eine Übersicht über die aktuell notwendigen Lernbedarfe hat. Bedarfsgerechte Weiterbildungsangebote müssen schnell und unkompliziert zur Verfügung gestellt werden. 

Die Personalentwicklung muss allen Beschäftigten eine Orientierung geben, welche neue Kompetenzen zukünftig erforderlich sind

Die Beschäftigten stellen häufig folgende Fragen: welche digitalen Kompetenzen brauchen wir? Welche Kompetenzen brauchen wir zur Bewältigung von Wandel und Transformation? Welche Kompetenzen brauchen wir, um agil und flexibel im Markt agieren zu können? Diese Fragen müssen von der Personalentwicklung aufgenommen und beantwortet werden. 

Die Personalentwicklung muss neue Formate für die Kompetenzentwicklung anbieten, die modular, mobil und personalisiert sind 

Alle Lerninhalte müssen kuratiert und einer Qualitätsüberprüfung unterzogen werden. Es gilt, die Inhalte aus den verschiedenen Quellen an einem Platz zusammenzuführen, zum Beispiel in der eigenen Lernplattform, um so einen einfachen und unkomplizierten Zugang allen lernenden zu ermöglichen. Zudem lassen sich auch erst dann Analysen durchführen.

Die Abteilung Personalentwicklung muss ihre Rolle weiterdenken

Durch die Möglichkeiten neuer Lernformen und den gestiegenen Erwartungen der Lernenden muss die Personalentwicklung ihre Rolle als Bildungdienstleister weiterentwickeln. Bisher lag der Schwerpunkt auf der Bereitstellung Weiterbildungsangeboten. Jetzt kommen neu hinzu: Ermöglichung von formalen informellen Lernprozessen, Gestaltung der Lernkultur, Begleitung der Lenden als Lern-Coach.

Die Personalentwicklung muss kundenorientierter und attraktiver werden 

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Erwartungen der Lernenden. Dies gilt insbesondere für die Kommunikation und Präsentation der Lernangebote (zum Beispiel über LMS-Plattform und personalisierte Lernempfehlungen). Zudem müssen die Lernmedien so gestaltet sein, dass sie auch problemlos per Tablet oder Smartphone benutzt werden können. 

Die Personalentwicklung muss ihr Leistungsportfolio erweitern

Die formal organisierten Lernprozesse müssen optimal organisiert sein. Darüber hinaus wird es immer wichtiger werden, dass die Personalentwicklung auch Unterstützung beim selbstgesteuerten Lernen gibt. Auch Lernformate im Bereich des kollaborativen Lernens müssen zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die Personalentwicklung immer mehr zum Lernbegleiter der Lernenden.

Die Personalentwicklung muss ihre internen Prozesse optimieren

Die Personalentwicklung muss intern sich digitalisieren, d.h. leistungsfähige, technische Lösung nutzen, die eine effiziente Leistungserbringung ermöglichen. 

Die vier zentralen, neuen Rollen in der PE

Um diesen neuen Erwartungen gerecht zu werden und erfolgreich zu arbeiten, sind neue Funktionen, Rollenprofile und Kompetenzen innerhalb der Abteilung Personalentwicklung notwendig.

Lern-Infrastruktur-Architekt:in

Lern-Infrastruktur-Architekt:innen planen und gestalten die technische Infrastruktur für die Umsetzung der Lern- und Entwicklungsprozesse. Dazu gehören zum Beispiel eine oder mehrere Lernplattformen, Kollaborationssoftware, Konferenz-Tools, Autorenwerkzeuge sowie Schnittstellen zu verschiedenen intern oder externen Cloud basierten Services.

Expert:in für Kompetenzdiagnostik

Diese Experten kennen Methoden, Instrumente und Lösungen für die Kompetenzdiagnostik. Sie können die Verantwortlichen für die Kurs- und Programmgestaltung sowie Vorgesetzte dabei beraten und unterstützen, wann eine Kompetenzdiagnostik sinnvoll angewendet werden kann (zum Beispiel vor Beginn einer Weiterbildungsmaßnahme, bei der Individualisierung von Lernfaden und bei der Begleitung der Transferphase).

Kurator:in rund von Lernressourcen/Lernmaterialien

Kurator:innen suchen, sichten, bewerten, kommentieren, arrangieren und distribuieren Lernressourcen und Lernmaterialien, die für ausgewählte Bildungsmaßnahmen beziehungsweise Zielgruppen relevant sind. Diese Materialien können von etablierten externen Partnern stammen (zum Beispiel von Weiterbildungsanbietern oder digitalen Bibliotheken). Zunehmend spielen auch offen Ressourcen, wie zum Beispiel MOOCs, YouTube Videos und Internetartikel eine wichtige Rolle.

Expert:in für Learning Analytics

Mit der zunehmenden Digitalisierung von Lernprozessen entstehen große Mengen an Daten, die die Nutzer digitaler Lernumgebungen hinterlassen. Dabei handelt es sich um Kommunikationsdaten (z. B. ein Beitrag in einem Kursforum) ebenso wie um Interaktionsdaten (z. B. Aufruf einer Lernressource), persönliche Daten von Lernenden (z. B. Email-Adresse) oder lernerspezifische Daten (z. B. Testergebnisse). Diese Datenspuren müssen zusammengeführt und aufbereitet werden, bevor eine systematische Auswertung möglich ist. 

Die Auswertung selbst kann verschiedene Ziele verfolgen: (1) Lernprozesse besser verstehen („Wie unterscheiden sich die Lernaktivitäten von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Teilnehmenden?“) und darauf aufbauend besser unterstützen; (2) Lernmaterialien, didaktische Designs und Lernenden-Betreuung besser gestalten („An welchen Stellen brechen viele Lernende die Betrachtung des Lernvideos ab und wie können wir das ändern?“); und (3) Lernprozesse besser personalisieren („Welche Empfehlungen zu nächsten Lernaktivitäten können für welche Lernenden ausgesprochen werden?“)

Fazit

Ob sich die Erwartung eines breiten Aufbaus von neuen, zentralen Kompetenzprofilen tatsächlich in der Praxis realisieren lässt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall wird aber deutlich, dass auch in das Berufsfeld der Personalentwicklung Bewegung gekommen ist und dass hier eine Reihe von neuen Kompetenzprofilen bzw. Spezialisierungen an Bedeutung gewinnen.

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