Last updated on September 6th, 2024 at 09:10 am
Die Digitalisierung erfordert lebenslanges Lernen und verändert auch das Lernen an sich im Unternehmen. Welche Kompetenzen und Fähigkeiten werden von Unternehmen benötigt? Wie kann die Weiterbildung jedem Mitarbeiter Spaß machen und wie lässt sich die Belegschaft für ein lebenslanges Lernen positiv motivieren? Diese und weitere Fragen wurden Herrn Tellkamp von der Tellkamp Unternehmensberatung im Rahmen verschiedener Webinare gestellt. Die wichtigsten Fragen und die jeweiligen Antworten haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Frage: Viele Unternehmen haben sich bereits auf dem Weg gemacht, die notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten für die Digitalisierung aufzubauen. Welche Kompetenzen brauchen Unternehmen, die im Bereich der Digitalisierung eine führende Rolle einnehmen wollen?
Tellkamp: Klassisches Wissen über die eigene Funktion und den eigenen Fachbereich bleibt weiterhin sehr wichtig. Hinzu kommt die Anforderung, auch eine hohe technische Kompetenz zu haben. Dazu gehört zum Beispiel zu wissen, was und wie etwas im eigenen Fachbereich digitalisiert werden kann. Ebenso muss man über die grundlegenden Begriffe informiert sein, wie zum Beispiel eine Cloud funktioniert. Dies erfordert, dass die Unternehmen über ihr klassisches Weiterbildungssystem und Weiterbildungsangebot hinausschauen. Zukünftig müssen in den Trainings nicht nur die fachlichen Themen trainiert werden, sondern auch die Themen Digitalisierung und Agilität.
Frage: Von Mitarbeitern gibt es oft die Kritik, dass das Weiterbildungsangebot des Unternehmens nicht an dem tatsächlichen Bedarf der Mitarbeiter ausgerichtet ist. Woran liegt das?
Tellkamp: Aus meiner Sicht ist es häufig ein Mangel an Kommunikation. Es wird nicht genug miteinander geredet. Daher versteht die eine Seite, die andere nicht ausreichend. Gleichzeitig müssen heute Weiterbildungsangebote viel differenzierter sein, d.h. kürzer und passgenauer. Das Stichwort ist hier Learning Nuggets. Nur so kann man bedarfsorientiert genau die Dinge lernen, die man gerade braucht, um seinen Job gut zu machen. Mehrtägige, umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen werden immer weniger. Das Lernen auf Vorrat nimmt ab.
Frage: Wer trägt für das Thema Weiterbildung im Unternehmen die Verantwortung? Die Führungskräfte? Die Mitarbeiter? Die Personalabteilung?
Tellkamp: Aus meiner Erfahrung ist es so, dass in erster Lernlinie die HR-Abteilung das Thema Weiterbildung vorantreibt. Ziel muss es sein, dass Weiterbildung zu einem Markenkern und zu einem Attraktivitätsfaktor für das Unternehmen wird. Dies erfordert auch, dass die HR-Abteilung mit den Fachabteilungen eng zusammenarbeitet. Im Idealfall kommen aus allen Richtungen Impulse, um das Weiterbildungsangebot fortlaufend zu optimieren.
Frage: Warum tun sich in Deutschland viele Mitarbeiter und Unternehmen vergleichsweise schwer mit dem Thema Lernen und Weiterbildung?
Tellkamp: Lernen ist immer ein komplexes Thema. Mitarbeiter müssen verstehen, dass Lernen nicht irgendwann aufhört, sondern eine lebenslange Kompetenz ist. Hier ist noch einiges an Arbeit zu tun. Lernen hört heute nicht in der Schule oder nach dem Studium auf, sondern geht weiter. Das sieht man auch im privaten Umfeld, zum Beispiel bei dem Thema Digitalisierung. Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie schnell und wie gut auch ältere Menschen gelernt haben, mit Zoom und WhatsApp umzugehen.
Frage: Welche Unternehmen setzen das Thema Weiterbildung heute schon sehr gut um?
Tellkamp: In diesem Bereich fallen Unternehmen wie Google und Facebook und in Deutschland auch das Unternehmen SAP auf. Diese Unternehmen sind sicherlich ein Vorbild, wenn es um das Thema Weiterbildung geht. Diesen Unternehmen ist es sehr wichtig, dass es zum einen ein passendes und umfassendes Lernangebot gibt. Gleichzeitig muss aber auch die Lernkultur erlauben, Zeit für Weiterbildung einzusetzen. Hier bedarf es klare Ansagen von der Geschäftsführung und von der jeweiligen Führungskraft. Lernzeit muss dabei immer auch gleichzeitig Arbeitszeit sein.
Frage: Wie kann man Weiterbildung attraktiv für Mitarbeiter gestalten?
Tellkamp: Mitarbeiter vergleichen das Thema Weiterbildung im Unternehmen oft mit dem, was sie auch aus dem privaten Alltag kennen. Der Zugang zu Weiterbildungsangeboten muss genauso einfach sein, wie eine online Bestellung bei Amazon. Es dürfen keine Hürden da sein, um sich für ein Training zu registrieren. Gleichzeitig muss viel daran gearbeitet werden, dass Weiterbildung auch Spaß macht. Dies erfordert, dass die Weiterbildungsinhalte auch neue Medien berücksichtigen, wir nehmen Inhalte heute anders als früher wahr und unsere Aufmerksamkeitsspanne ist deutlich geschrumpft. D.h., Lerninhalte müssen heute anders aufbereitet werden, um Spaß zu machen und gleichzeitig auch effektiv zu sein.