Für den Bereich der Personalentwicklung werden immer wieder neue Trends und Entwicklungen identifiziert und propagiert. Diese findet man in verschiedenen Blockbeiträgen, Büchern, Studien und Erfahrungsberichten aus der Praxis. Nur wenige Trends erweisen sich allerdings als stabil und etablieren sich in der Praxis. Um diese soll es hier gehen.
Blended Learning
Blended Learning hat sich bereits in den letzten Jahren mehr und mehr im Bereich Personalentwicklung etabliert. Die Praxis zeigt allerdings auch, dass die Entwicklung und Gestaltung von guten Lerndesigns weiterhin oft noch eine anspruchsvolle Aufgabe für Trainer und Personalentwickler bleibt. Typische Probleme bei der Umsetzung und Gestaltung von Blended Learning Angeboten sind zum Beispiel: mangelnde digitale Kompetenzen der Trainer, Unverbindlichkeit bei der Teilnahme, geringe Attraktivität der technischen Lösungen und eine unzureichende Begleitung durch die Führungskraft. Darüber hinaus hat sie auch gezeigt, dass das kollaborative Lernen voneinander stärker beim Blended Learning berücksichtigt werden sollte. Dabei geht es um den Austausch der Lernenden untereinander, sowohl über digitale Medien als auch in Treffen vor Ort. Präsenztrainings dienen damit dann ausschließlich noch zur Vertiefung, Diskussion und Reflektionen der Lerninhalte und Lernfortschritte.
Micro Learning
Sinnvoll gestaltete „Lernhappen“ („Learning Nuggets“) haben weiterhin eine große Bedeutung. Diese werden in Form von Videos, Blogartikeln, kuratierten Websammlungen, Infografiken oder Lerntexten genutzt. Sie dienen im Bereich der Personalentwicklung z.B. zur Anreicherung der Selbstlernphasen bei Blended Learning Angeboten. Zentrale Herausforderung bleibt dabei, die Lerninhalte gezielt und bedarfsgerecht den Lernenden zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus müssen auch die Lerninhalte identifiziert werden, die sich eher für ein klassisches, strukturiertes Lernangebot eignen.
Kollaboratives Lernen
Das Lernen von- und miteinander gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dazu gehören zum einen strukturierte Formate wie Working out Loud oder Lunch & Learn. Darüber hinaus sind aber auch informelle Formate wichtig, wie zum Beispiel das Lernen von Experten. Dies kann durch die Personalentwicklung dadurch gefördert werden, dass sie intern aufnimmt, wer Ansprechpartner für welches Thema ist. Ein Format hat sich dabei sehr hervorgetan, das sind die Communities auf Practice. Dies ist auch als erster Einstiegspunkt für Organisation zu empfehlen, die mit dem Thema kollaboratives Lernen noch nicht sehr vertraut sind.
Auch die Bedeutung des informellen Lernens hat sich spätestens seit der Diskussion des 70:20:10 Ansatzes fest etabliert. Es geht dabei um die Erkenntnis, dass ein Großteil des Lernens on the Job, im Arbeitsprozess, stattfindet. Für die Personalentwicklung bedeutet es, den richtigen Mix an Lernangeboten zur Verfügung zu stellen.
Bedarfsorientiertes Lernen
Die Erwartung der Lernenden, den eigenen Wissensbedarf schnell und überall decken zu können, besteht weiterhin. Lernen soll dabei an jedem Ort und zu jederzeit möglich sein. Dabei steht das Thema Mobile Learning an erster Stelle. In diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren in den Unternehmen bereits sehr viel getan. Das Lernen am Handy oder Tablet wird mehr und mehr genutzt und auch die Lerninhalte werden zunehmend auch mit Blick auf die mobile Nutzung gestaltet. Lernprozesse werden besonders in Zukunft noch personalisierter und individueller gestaltet werden müssen. Eine gute Unterstützung und eine weitere Professionalisierung ist dabei, durch die Nutzung von KI zu erwarten.
Lernförderliche Führungsarbeit
Eine lernfördernde Führungsarbeit gewinnt immer weiter an Bedeutung, aber es bestehen große Lücken in der praktischen Umsetzung. Als Hauptproblem wird von Führungskräften dabei gesehen, dass zu wenig Zeit für dieses Themenfeld bleibt, da andere Aufgaben die vorhandene Zeit zum Großteil in Beschlag nehmen. Ein weiteres Problem wird erkennbar, wenn man nach der Motivation der Führungskräfte fragt. Diese ist oft gering ausgeprägt. Ein wesentlicher Punkt spielt dabei, dass Führungskräfte oft nicht genau wissen, wie sie eine Lernförderung im konkreten Führungsalltag leben können.
Kennzahlen für Personalentwicklung
Den Wertbeitrag von Lernen aufzuzeigen, ist weiterhin eine zentrale Herausforderung für die Personalentwicklung. Dabei bilden die klassischen PE-Kennzahlen, wie z.B. Teilnehmerzufriedenheit und Weiterbildungstage pro Mitarbeiter, die Basis. Zunehmend wird aber versucht, auch den Beitrag der Personalentwicklung zum Unternehmenserfolg darzustellen. Für diesen Bereich gibt es bereits erste Lösungsideen, aber es gibt weiterhin noch viel Arbeit zu tun.
Lernräume
Und das neue Lernen zu fördern, braucht es neue und andere Lernräume: Arbeitsräume für Teams, frei zugängliche Begegnungsorte für Lernende, virtuelle Lern- und Arbeitsräume. Im Kern geht es dabei immer um die Förderung des Austausches untereinander und um die Interaktion miteinander. Lernräume müssen dabei eine anregende und angenehme Atmosphäre bieten. Zudem müssen die Räumlichkeiten, die Möbel und Materialien flexibel und situativ einsetzbar sein.